Was ist der Konjunktiv 2?
Der Konjunktiv ist einer der 3 Modi (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv), die ein Verb haben kann. Es gibt in der deutschen Grammatik den Konjunktiv 1 und den Konjunktiv 2. Der Konjunktiv 2 wird auch als Möglichkeitsform bezeichnet und beschreibt Vermutungen und irreale Dinge.
Man verwendet ihn hauptsächlich, wenn man sich etwas vorstellt oder wünscht, was zurzeit nicht möglich ist.
Außerdem wird er bei höflichen Fragen oder Aussagen, Vorschlägen und Ratschlägen benutzt.
Vergleich mit dem Indikativ
Der Indikativ beschreibt die reale Welt. Also Dinge, die wirklich passieren.
- „Ich bin ein Millionär.“
Der Konjunktiv 2 beschreibt die irreale Welt. Diese Welt existiert nicht. Es sind Wünsche und Träume.
- „Ich wäre so gern ein Millionär.“
Verwendung (A2)
Als höfliche Bitte:
- „Ich hätte gern noch ein Bier.“
(= höfliche Bitte/Bestellung in einem Restaurant.) - „Würdest du bitte das Fenster zumachen? Mir ist kalt!“
(= höfliche Frage/Bitte, ob jemand etwas tun kann.)
Als Wunsch/Traum:
- „Ich hätte gern eine hübsche Freundin.“
(= Wunsch) - „Ich wünschte mir, ich wäre jetzt in der Karibik.“
(= Traum)
Für Vorschläge und Ratschläge:
- „Wir könnten heute Abend ins Kino gehen.“
(= Vorschlag für die Abendplanung) - „Du solltest für deine Prüfung morgen lernen.“
(= Ratschlag, Hinweis, Tipp)
Verwendung (B1+)
Neben höflichen Bitten, Wünschen, Träumen und Ratschlägen wird der Konjunktiv 2 auch noch für irreale Bedingungen, Vermutungen, irreale Vergleiche und irreale Wünsche und Träume benutzt.
Als irreale Bedingung:
Dinge die in der Realität wahrscheinlich nicht passieren werden.
- „Auch wenn ich reich wäre, würde ich den Ring nicht kaufen.“
(= Ich bin nicht reich. ⇒ irreal / keine Realität ⇒ Konjunktiv 2) - „Wenn du mehr Sport gemacht hättest, wärst du nicht so dick.“
(= Vergangenheit kann man nicht ändern ⇒ irreal / keine Realität ⇒ Konjunktiv 2)
Als irrealer Wunsch/Traum:
Irreale Wünsche und Träume zeigen das Gegenteil von der Realität. Man benutzt oft Ausdrücke wie „bloß“, „doch“ oder „nur“:
- „Ach, wenn ich nur nicht so dick wäre!“
(= Ich werde nicht von heute auf morgen schlank ⇒ irreal / keine Realität ⇒ Konjunktiv 2) - „Ach, wenn ich doch keinen Alkohol getrunken hätte.“
(= Wunsch etwas in der Vergangenheit zu ändern ⇒ irreal / keine Realität ⇒ Konjunktiv 2)
Irreale Vergleiche
Irreale Vergleiche sind Vergleiche, die nicht real sind. Eine Seite des Vergleichs entspricht nicht der Wahrheit. Man benutzt die Konjunktionen: „als ob“ oder „als wenn“.
- „Ich fühle mich, als ob ich krank wäre.“
(= In der Realität bin ich nicht krank ⇒ irreal / keine Realität ⇒ Konjunktiv 2) - „Sie tut so, als ob sie mich nicht kennen würde.“
(= nicht real, da sie mich eigtl. kennt, aber wohl nicht mag. ⇒ Konjunktiv 2)
Konjunktiv 2 im Präsens
- Setze das Verb ins Präteritum
- Verben mit „a“, „o“, „u“ wechseln zu: „ä“, „ö“, „ü“
- Ein „e“ ans Ende der 1. und 3. Person Singular hängen (wenn es nicht sowieso schon da ist)
Konjugation der wichtigsten Verben
Sollen bekommt im Konjunktiv 2 kein "ö". Es behält den normalen Vokal "o".
Konjunktiv 2 in der Vergangenheit
So bildet man den Konjunktiv 2 in der Vergangenheit:
1. Setze das Verb ins Perfekt - „Ich habe das Spiel gesehen.“
2. Setze das Hilfsverb in den Konjunktiv 2. - „Ich hätte das Spiel gesehen.“
Das Partizip 2 bleibt unverändert.
In der Vergangenheit kann der Konjunktiv 2 nur über die Perfekt-Form gebildet werden. Es gibt keine Präteritum-Form.
Verwendung in der gesprochenen Sprache
In der normalen Sprache (= nicht literarisch) bekommen nur noch die Modalverben, sowie „sein“, „haben“ und „werden“ ihre eigene Konjunktiv 2 – Form
Bei allen anderen wird „würden“ (als Hilfsverb) + Infinitiv des Hauptverbs benutzt.
- ⇒ „Ich ginge heute ins Kino.“ (Wird kaum benutzt)
- ⇒ „Ich würde heute ins Kino gehen.“
Diese 2. Möglichkeit den Konjunktiv 2 zu bilden, ist die am meisten benutzte. Sie kann theoretisch auch für sein, haben, werden und die Modalverben benutzt werden. Es ist aber absolut unüblich und klingt komisch.
Wortstellung
Hauptsatz vor dem Nebensatz:
Wenn der Hauptsatz vor dem Nebensatz steht, bleibt alles wie immer: Das konjugierte Verb steht im Hauptsatz auf der 2. Position und im Nebensatz am Ende.
Nebensatz vor dem Hauptsatz:
Wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht, hat man zwei Möglichkeiten. Benutzt du die Konjugation „wenn“, bleibt alles wie immer: Verb im Nebensatz ans Ende und im Hauptsatz direkt hinter das Komma, da der komplette Nebensatz als Position 1 gilt.
Vor allem in der gesprochenen Sprache wird aber auch häufig die 2. Variante angewendet. Ohne „wenn“ kommt das Verb im Konjunktiv 2 auf die 1. Position. Allerdings nur wenn der Nebensatz vorn steht. Wenn man mit dem Hauptsatz anfängt, kann „wenn“ nicht weggelassen werden.
Am Häufigsten wird es in Situationen ähnlich wie dieser ohne „wenn“ benutzt:
Anna: „Mama, ich bin durch die Deutschprüfung gefallen.“
Annas Mama: „Hättest du mal mehr gelernt.“
Annas Mama gibt hier eine Empfehlung, was Anna in der Vergangenheit hätte anders machen sollen. In Situationen, wo du eine Empfehlung gibst, was jemand in der Vergangenheit hätte anders/besser machen sollen, wird in der gesprochenen Sprache fast immer diese Variante benutzt.
Warum? Es ist einfach viel kürzer als:
- „Wenn du mehr gelernt hättest, wärst du nicht durch die Deutschprüfung gefallen.“
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Weiterführende Themen:
Eine Variante des Konjunktiv 2 wird mit dem Verb „werden“ gebildet.
Die Grundlage für die Bildung des Konjunktiv 2 ist das Präteritum: Schau dir hier das Präteritum noch einmal an.
In der Vergangenheit kann der Konjunktiv 2 nur in der Perfekt-Form genutzt werden.
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